Optimierungsmöglichkeiten für Bauwerke aller Art sind aus statischer Sicht vielfältig möglich. Die Ansatzpunkte lassen sich unter folgende Punkte fassen:
mehrere Funktionen bündeln: Schallschutzwände sind immer massiv erforderlich. Diese in das Tragsystem zu integrieren ist daher anzustreben. Falls versetzte Wände vorliegen, kann man diese in Beton als Überzüge, tragende Scheiben konstruieren.
Lastansatz optimieren: Indem man nichttragende Wände in Gipskarton ausführt, sind diese Wände variabler für Umnutzung und zudem der Trennwandzuschlag der Decken geringer ansetzbar. Zu Prüfen sind auch Lasten auf Decken, die passend zur Nutzung sind. Auch ist es so, dass bei einachsig gerechneten Deckensystemen die Deckenlasten infolge der Näherung immer ungünstiger als tatsächlich vorhanden angesetzt sind. Bei einer genauen finiten Berechnung ist teils um 25% weniger Gesamtlast möglich. Dies ist besonders bei System mit Abfangung (über Tiefgarage) oder Pfahlgründungen relevant.
Systembildung: Der wesentlichste Kostenansatz findet in der Grundplanung bei der Architektur statt. Man kann nicht einen verplanten Grundriss, der völlig gegen die statischen Grundsätze geht, wirklich optimieren. Optimal ist immer noch, durchgehende Tragachsen zu bilden. Besser ist es, eine Decke in den Geschossen mal dicker auszuführen, als irgendwo tiefer unten dann eine Unterzugsebene zu benötigen. Generell kann man davon ausgehen, dass man eine Deckenebene völlig versetzt auf eine andere aufsetzen kann, ohne dass dies große Probleme verursacht. Bei mehr als einer Ebene ist dies aber schon höchst schwierig und erfordert deutlich dickere Deckenstärken. Hier ist zu beachten, dass vielleicht nur 15% der Deckenfläche infolge hoher Lasten wirklich diese Deckenstärke benötigen, wegen der gleichen Ausbildung sind aber 85% der Decke entsprechend stark zu machen.
Völlig gegen diese Grundsätze geht die leider vielfach vorzufindende Arbeitsweise, dass man zuerst einen Planer einschaltet, der irgendwelche Grundrisse und Bauwerke plant. Dann werden die ersten Einheiten verkauft und vertraglich gebunden. Dann erst schaltet man die Fachplaner ein. Dann ist bereits nur noch Schadensbegrenzung möglich. Es gehört aber auch etwas Stehvermögen seitens des Statikers dazu, dem Architekten klar zu machen, dass sein so künstlerischer Entwurf nichts taugt und statisch völlig daneben ist. Nicht jeder Planer hat diese Kritikfähigkeit und die wenigsten Statiker dieses Auftreten.
Da viele Statiker im Anhang des Architekten sind, d.h. der Architekt ihr eigentlicher Auftragsbeschaffer ist, hüten sie sich, irgend etwas kritisches zu äußern. Im blinden Vertrauen auf den Architekten wird dann der Statiker nach Gusto des Architekten eingeschaltet und die teils völlig verkorkste Planung wird ohne Rücksicht auf Kosten durchgesetzt.
Aus meiner Praxis sind mir viele derartiger Projekte bekannt. Es gelang mir nicht nur einmal, ein Vielfaches meines Honorars durch Umplanung und Optimierung einzusparen. Nach meinem Dafürhalten sind bei den meisten Objekten und Projekten durch Optimierung in der Statik etwa 10% einzusparen. Sofern teure Gründungsverfahren gegeben sind, kann das auch höher sein.
Doch, auch das muss erwähnt werden, wer hat Interesse an einer Kostenreduktion? Der Architekt verdient gut an der Koppelung der Honorare an den Baukosten, der Statiker hängt häufig auch an diesen Baukosten. Kritik würde ihn um seine einträglichen Geschäftsbeziehungen zum Architekten bringen. Die zuständigen Beamten und Angestellten in den Bauämtern haben von der Kosteneinsparung auch keinen besonderen Bonus. Der private Bauherr würde davon profitieren, jedoch weiß er davon nichts und, wenn man ihm diese Optionen eröffnen würde, fehlt ihm die Kompetenz diese Einsparungen wirklich zu bewerten. Er kann häufig nicht abschätzen, ob eine billigere Konstruktion gleichwertig ist. Genau diese Koppelung ist der Grund, warum häufig bei Generalunternehmern Kosten eingespart werden können, da dort die Vorteile einer Optimierung wirklich realisiert werden.